Als Helmut Lutz 1988 in einem alten Mercedes-Bus zu seiner Transafrika-Reise aufbricht, weiß er nur eines ganz sicher – Landwirt wie sein Großvater und sein Vater, die in Stuttgart-Bernhausen Kraut in allen Varianten anbauen, will er nie werden. Nach 18 Monaten Abenteuer ist der gelernte Maschinenbauer wieder im Schwabenländle, doch der Afrika-Virus ist gesetzt. Immer wieder nimmt er eine Auszeit, überführt alte Autos nach Westafrika, findet zuhause keine Ruhe mehr.
1993 bekommt er das Angebot, auf einer Früchtefarm in Ghana den Fuhrpark auf Vordermann zu bringen. Aus fünf Wochen werden schlussendlich 22 Jahre…
Schon nach wenigen Wochen leitet er die gesamte Farm mitsamt ihren 300 Mitarbeitern, da der Besitzer nur sehr sporadisch vor Ort ist. Vier Jahr später eröffnet er ein Restaurant mit Strandbar, das wenig später sein Bruder übernimmt, als er ab 1999 seine eigene Farm anfängt aufzubauen. Gemeinsam mit seinem Partner Fritz Schumacher, der für den Vertrieb zuständig ist, pachten sie die ersten 100 von heute 400 Hektar in der Volta-Region rund 200 Kilometer nördlich der Hauptstadt Accra.
Die Erfolgsstory beginnt: Ananas, Papaya, Mango, Ingwer. 200 Hektar bewirtschaftete Fläche. Nach und nach fast alle maßgeblichen deutschen Einzelhandelsketten als Kundschaft. Zertifizierter Bioanbauer. Jährlich liefert er jetzt jeweils rund 1000 (!) Tonnen Ananas und Papaya per Luftfracht nach Deutschland. Und nun ist er doch das, was er nie werden wollte – Landwirt!
Verheiratet mit einer Nigerianerin, die das Office in Accra leitet, ist der heute 55jährige Vater eines elfjährigen Burschen und schon lange hier verwurzelt. Nach Deutschland zieht es ihn nicht mehr, doch seine schwäbische Lebensart hat er sich behalten. Und als wir abends bei Gulasch mit Spätzle und Blaukraut bei ihm in der guten Stube sitzen und seinen Anekdoten aus über zwei Jahrzehnten Afrika lauschen, da können wir ihn sehr gut verstehen – trotz seinem nach wie vor ausgeprägten schwäbischen Dialekt…